2015/255

Geb.: ca. 2009
Geschlecht: männlich/kastriert
Gewicht: ca. 1,5 kg
Merkmale: Stehohr, grau
Besonderheiten: nur 3 Beine und keine Zähne mehr, Schnupfen
Haltung: Innenhaltung

Eine Dame hat mich vor ein paar Monaten aufgenommen, da ich mein Zuhause verloren hab. Wahrscheinlich wurden mir früher alle Vorderzähne gezogen, da ich bei Ankunft keine mehr hatte. Angeblich habe ich auch - seit man etwas über mich weiss - Schnupfen und ich niese und röchle vor mich hin. Meine neue Besitzerin schnitt mir das Futter in kleine Stücke, damit ich überhaupt etwas essen konnte. Einige Zeit lebte ich mit einem anderen kastrierten Männchen am Balkon zusammen, doch eines Tages geschah ein Unglück, ich strampelte beim Hochheben und viel ziemlich tief herunter. Man fuhr gleich zum Tierarzt, der einen Beinbruch feststellte. Leider entzündete sich jedoch nach ein paar Tagen das Knochenmark und die ansässige Tierärztin meinte es bleibt nur noch mich einzuschläfern oder schnellst möglich den rechten Vorderfuß zu amputieren. Letzteres wurde dann gemacht, ich schaffte die komplizierte OP und muss bis heute damit klarkommen nur mehr 3 Beinchen zu haben. Leider akzeptierte mich mein damaliger Freund mit meiner jetzigen Behinderung nicht mehr und meine Besitzerin konnte mich nicht auf Dauer in der Wohnung und 2 getrennte Gruppen halten.
Sie wollte nur das Beste für mich und ich sollte ja auch nicht alleine bleiben und wandte sich daher an ein Helferlein der Helpline in Tirol, die erwirkte, obwohl es schon sehr, sehr viele Gnadenhoftiere gibt und auch freilich der Platz und das Geld knapp ist, dass ich nach Wien zu 2 Mitarbeiterinnen vom Verein ziehen durfte, die auf alte und kranke Tiere spezialisiert sind. Dort wohnen viele Gnadenhofis vom Verein und vielleicht hab da auch ich als Handicaphasi die Chance, einen ebensolchen Partner zu finden - denn gesunde Hasis akzeptieren selten jemanden wie mich.

Auf meiner Gnadenhofstelle angekommen, wurde ich erstmals ordentlich versorgt und dem erfahrenen Vereinstierarzt vorgestellt. Es wurde festgestellt, dass ich unter anderem einen Pilz in der Nase habe, der mit Nasentropfen behandelt wurde. Nach über einer Woche hörte ich die Pflegemama sagen: es ist soweit, Knutschi soll heute Freunde bekommen. Ich war ganz nervös und konnte mir gar nicht vorstellen, endlich jemand gleichgesinnten an meiner Seite zu haben, der mich so nimmt wie ich eben jetzt bin. Aber was ist, wenn sie mich doch nicht mögen? Was dann? Aber ehe ich viel nachdenken konnte, wurde ich zu 2 Kaninchen der Gnadenhofmama gesetzt, da ist die gemütliche Schlappihäsin Josy und der kleine Plüschi Raspi - der hat auch keine Zähne so wie ich. Bei der VG plusterte ich mich immer auf, um größer zu wirken oder versuchte auch mal vor zu preschen, um meine Behinderung zu kaschieren, aber die anderen beiden blieben ganz ruhig, machten gar nichts und waren überhaupt nicht böse, im Gegenteil. Am nächsten Tag traute ich mich schon mitzufressen und die anderen beiden kuschelten sich sogar schon an mich ran.
Ich habe endlich Freunde, die mich so nehmen und mögen wie ich bin und bewohne einen Teil des Schlafzimmers meiner Pflegemama, der immer sauber und mit weichen Decken ausgelegt ist. Ich bin überglücklich und sehr dankbar, dass ich noch aufgenommen wurde. Ich hoffe sehr, dass sich vielleicht auch Leute finden, die mich unterstützen und mir eine Patenschaft ermöglichen möchten, damit auch ich, das kleine schnupfende und zahnlose Kaninchen - wenn auch nur auf 3 Beinchen - in meine neue und schöne Zukunft hoppeln kann. (Oktober 2015)

In den letzten Monaten hat man mir mein Alter schon angemerkt und auch die Tatsache, dass ich nur 3 Beinchen, Dauerschnupfen und keine Vorderzähne habe, haben mir mehr und mehr zugesetzt. Ich hatte wunde Füsse, obwohl meine Pflegestelle mir immer weiche Decken und wattierte Teppiche ins Gehege gelegt und mich liebevoll behandelt hat. Obwohl ich so dünn war, futterte ich alles mögliche und davon Unmengen und war ungeachtet meiner Handicaps bis zum Schluss ein glückliches Kaninchen. Ich danke meinen 2 Mitbewohnern, dem ebenfalls schnupfenden und zahnlosen Raspi und der Schlappidame Josy, dass sie mich vor Jahren als Dritten aufgenommen haben und meiner Pflege"mama", die mir alle 2 Tage meine Nase geputzt und meine Fusserl behandelt und jeden Tag alles schön sauber gehalten hat. Auch ein herzliches Danke an die Helpline und all meinen Paten, die mich seit meiner Ankunft hier begleitet haben - euer Knutschi. (März 2018)