2015/299

Geb.: September 2015
Geschlecht: weiblich
Gewicht: 1,45 kg (jugendlich)
Merkmale: Stehohr - Scheckin
Haltung: derzeit Außenhaltung

Bis vor wenigen Tagen war ich ein namen- und zukunftsloses Kaninchenbaby, das in einem kleinen Kobel gemeinsam mit seinen Geschwistern und seiner Mama auf den Tod warten sollte. Aber da auch ich gerne leben wollte, habe ich jeden Tag aufs neue gehofft, dass ein tierlieber Mensch auf mich und meine Geschwister aufmerksam werden würde. Einige meiner Geschwister wurden vor mir abgeholt und durften zu lieben Menschen ziehen, aber meine Zukunft war sehr lange ungewiss. Doch auch ich hatte Glück im Unglück, eine sehr liebe Tierschützerin kämpfte lange um mein Leben und erstritt schließlich meine Freiheit. Gemeinsam mit meinem Bruder wurde ich abgeholt und ganz rasch auf eine Pflegestelle gebracht. Dort durfte ich endlich mal Kaninchen sein und auch meine Zahnfehlstellung wurde rasch erkannt. Wie ich es bisher geschafft habe, trotz schiefer Schneidezähne brav zuzunehmen ist meiner Pflegemama ein Rätsel. Sie hat offensichtlich noch immer nicht ganz verstanden, dass ich eine kleine Kämpferin bin. Derzeit bin ich gerade dabei alles nachzuholen, was ich in meinem alten Zuhause nicht machen konnte. Ich spiele den ganzen Tag mit meinem Bruder und den anderen Kaninchenjungtieren auf der Wiese abfangen, um die Wette Löcher buddeln und Kartonschachteln zerlegen. Wenn ich mal müde werde, renn ich schnell zu meiner Pflegemama und hol mir eine kleine Stärkung, aber bitte immer in mundgerechten Portionen, damit ich kleines Leckermäulchen, trotz meiner Zahnfehlstellung auf nichts verzichten muss. (November 2015)

Ich lebte den Traum von einem Kaninchenleben und ich war überglücklich. Anfang Dezember, kaum 4 Wochen nach meiner Rettung, bekam ich ein bisschen Schnupfen. Meine Pflegemama brachte mich sofort zum Tierarzt und ich bekam Medizin. Keine 4 Tage später ging es mir plötzlich total schlecht und trotz Notdienst und sofortiger Hilfe starb ich in den Armen meiner Menschenfreundin. Mein Lunge war am Röntgenbild nicht mehr erkennbar gewesen. Zu dem Zeitpunkt wusste meine Familie noch nicht, dass auch ich ein abnormal vergrößertes Herz gehabt haben dürfte, wie mein Bruder Orpheus, der mir nur wenige Tage später ins Regenbogenland folgte. In solchen Momenten hört das Herz der Menschen, die uns gerettet haben, für einen Moment auf zu schlagen. Es gibt so viel Leid und Elend auf der Welt und so viel Glück, wenn man 2 Kaninchenkindern wie uns eine Zukunft und ein "groß werden" schenken darf. Und es ist unerträglich, wenn man ohnmächtig zusehen muss, wie genau diese 2 Kaninchenkinder unrettbar gehen müssen. Ich habe jeden Tag meines Lebens in Sicherheit und Geborgenheit in vollen Zügen genossen - die Liebe meiner Menschen nehme ich mit und ihre Tränen um uns zeigen, wie besonders wir waren. (Dezember 2015)